Kuća Plavca ist das neueste Vorhaben des Kuća Projekts.
Es ist ein weiteres vergessenes Steinhaus in Novigrad, voller Geschichten und direkt am Meer. "Plavca" ist ein altes, poetisches und selten gebrauchtes kroatisches Wort für Boot. Kuća Plavca bedeutet Bootshaus.
An der Idee für dieses besondere Haus arbeite ich seit 2014. Es ist eines der wenigen Häuser, das seine ursprüngliche architektonische Form bewahrt hat. Als verlassenes Haus war es relativ gut erhalten. Die Struktur war intakt.
Es hat eine merkwürdige Ausrichtung: Es liegt direkt am Meer, ist aber vom Wasser abgewandt. Der Grund liegt in der Vergangenheit: Als das Meer noch die ersten Treppen im Ort erreichte, die auch heute noch den Hügel hinaufführen, konnte man das Erdgeschoss mit einem Boot erreichen.
Der zweite historische Aspekt, den ich interessant fand, war seine innere Aufteilung. Auf 75 Quadratmetern Wohnfläche fanden sich zwei verschiedene Häuser mit zwei verschiedenen Eingängen. Die sichtbaren Außenwände waren eine zusätzliche Schicht, die die Trennung im Inneren versteckten.
Da ich für die Arbeiten an einem anderen Haus, Kuća Fotografa, nur wenige Schritte von Kuća Plavca entfernt war, machte ich häufiger Fotos. Als ich mehr über dieses Haus und seine Vergangenheit erfahren hatte, war klar, dass ich ihm verfallen war.
Etwa zur gleichen Zeit, als ich ein Konzept für dieses Haus entwickelte, habe ich zusammen mit Lutz in seinem Atelier in Berlin mein eigenes Skin-on-Kajak gebaut. Dann hatte ich die Idee. Das Konzept war bereits vorhanden, aber in diesem Moment war klar, wie es aussehen sollte:
Wer ist Lutz? Lutz Berger ist Bergerboote. Ein leidenschaftlicher Macher, großer Denker, präziser Handwerker, der Holzkajaks (nicht nur Kajaks) baut. Jedes einzelne ist für sich ein echtes Meisterwerk. Abgesehen davon sind diese sehr ästhetischen Objekte vor allem unglaubliche Boote. Schnell, stabil, haltbar und exklusiv.
Es gab das klare "Bedürfnis" zusammenzuarbeiten. Beides sollte zusammengeführt werden: handgefertigte Boote und ein handgefertigtes Haus.
Novigrads Lage ist perfekt für Tages- oder Mehrtagesfahrten mit dem Kajak. Es ist abgeschirmt vom offenen Meer, aber dennoch am Meer. Die zerklüftete Meeresküste und die Schlucht des Flusses Zrmanja sieht von den Booten besonders spektakulär aus.
Der seltsame Schnitt des Hauses führte zu dem Konzept:
Das Haus soll die Art von Teilung behalten, die es so lange ausgemacht hat. Es wird sich immer noch von außen verstecken. Das Innere soll nun jedoch vereint sein - aber eine gewisse Art von Trennung behalten.
Das Haus wird seine originalen Wände mit den dazugehörigen Türen und Fenstern behalten, genauso wie die Dachkonstruktion und den Fußboden im Erdgeschoss.
Vom Erdgeschoss aus soll sich eine Stahlkonstruktion mit sieben verschiedenen Podesten erheben, auf denen das Leben stattfinden wird. So entsteht ein offener, aber dennoch verbundener Raum nach oben. Gleichzeitig wird die Struktur neben den alten Mauern bestehen, aber nicht von ihnen abhängen.
Die bisherigen Arbeiten an dem Haus wurden so respektvoll gegenüber der alten Struktur ausgeführt, dass jeder Zentimeter der Außen- oder Innenfläche des Hauses mehrmals bearbeitet wurde, um zu erhalten oder anzupassen.
So wurde zum Beispiel zuerst das Dach vollständig abgetragen. Die Holzstruktur wurde überprüft und dort, wo nötig, in Abschnitten ersetzt. Dann wurden die alten Dachziegel oben aufgelegt, während die neuen (die, die den Regen am stärksten ableiten) darunter verlegt wurden.
Auch bei diesem Haus haben wir die in Novigrad einst vorhandene Schornsteine wieder aufgebaut. Die beiden neuen Schornsteine wurden anhand der Fotodokumentation der alten Novigrader Schornsteine gebaut.
Neben Lutz Berger, der an dem Konzept selbst mitgearbeitet hat, sind wieder viele Menschen an diesem Projekt beteiligt. Jetzt spürt man schon, dass die erwähnten Personen bereits ein Teil des "Ich" geworden sind, wenn ich von dem Hausbau spreche.
Jadran ist der Experte für die lokale Geschichte und die traditionelle Architektur. Seine Vertrautheit mit der Vergangenheit jedes einzelnen Hauses und mit dem Leben, das dazu gehörte, ist unglaublich groß. Er kennt jeden Stein, jeden Fensterbogen und jeden Schornstein in Novigrad. Diese wieder original aufzubauen, ist ein Projekt, das Jadran initiiert hat.
Lutz gibt nicht nur seine wertvolle Meinung von “außen”, er ist sozusagen das Herz des Projekts. Seine Arbeit ist so inspirierend und passt perfekt zu dieser Art von Vorhaben. Ein Philosoph, der sich dem Bootsbau verschrieben hat. Stimmt.
Joško ist ein professioneller Baumeister mit besonderer Sensibilität gegenüber alten Materialien und Strukturen. Seine Fähigkeit, neue Materialien mit alten Techniken zu verbinden und umgekehrt, muss man lange suchen. Seine professionellen Tricks machen alles einfacher - und überhaupt erst möglich.
Tim ist ein Produktdesigner, der in der Lage ist, Räume zu fühlen, bevor er sie sieht oder gar zeichnet. Er kann entscheidende Ideen perfekt vermitteln und trägt so entscheidend dazu bei, zeitgenössische Herstellungstechniken mit denen vergangener Zeiten zu verbinden. Es gibt immer eine neue Wendung, die Tim einbringt.
Mit der Zeit schlossen sich viele andere Leute mit ihrem konstruktiven Enthusiasmus an. Derzeit lerne ich viele Menschen kennen, die für das Maschinenbauunternehmen GS-TMT d.o.o. (Global Sourcing - Tvornica Mašina Travnik) in Bosnien arbeiten. Sie haben angeboten, mir bei der Herstellung der Stahlkonstruktion und der perforierten Stahltreppe zu helfen. Obwohl dies ein bisschen außerhalb ihres Tätigkeitsbereichs liegt, haben sie ihre Ressourcen und Produktion angeboten, um jeden meiner technischen und kreativen Wünsche zu erfüllen. Und das sind viele. Ich kann Snježana Köpruner und Atena Stegert nicht genug dafür danken, dass sie dies möglich gemacht haben.
Dieses Projekt zieht die an, die bereit sind, etwas uneigennützig zu verwirklichen, angetrieben einzig von der Begeisterung, etwas Besonderes zu schaffen. Es braucht allerdings Zeit. Das Projekt wird ab 2025 fertiggestellt sein und zur Miete zur Verfügung stehen.
Die restaurierten Fenster werden gestrichen.
Das Material für die Stahlkonstruktion wird bestellt.
Die Steinmauern werden bis ins Erdgeschoss verfugt.
Das letzte der vier Kajaks wird gebaut.
Diese Fotos wurden vor Beginn der Renovierung des Hauses aufgenommen.
Weitere Bilder zum Renovierungsprozess finden Sie unter folgendem Link:
Zu Beginn des Projekts war ich ein interdisziplinärer Bildender Künstler - und der Neffe von irgendjemandem. Das Haus gehörte meinem Onkel. Als ich begann, es zu renovieren, war ich mit nicht viel mehr als mit Dingen ausgerüstet, die ich in Kunstakademien und Ausstellungen sowie bei Gelegenheitsjobs nebenbei gelernt hatte. Jetzt bin ich ein Künstler, der mit Häusern seine Kreativität ausdrücken kann. In diesem Projekt will ich Gesellschaft, traditionelle Architektur, Geschichtenerzählen, Konzeptentwicklung, Design, Material und verschiedene Handwerksberufe vereinen.